Pit über kranke Gesundheitspolitik

Sozial geht anders! - 3/2011 


pits aktueller Kommentar (16-11)

Ärztefehler


Siehe auch frühere Kommentare mit Bezug zu dem Thema:

07-11 Gesundheitsreform – wovor man warnen muss, so oder so!
05-11 „Mancher Arzt röntgt lieber zweimal“
32-10 Zu oft zum Arzt?
20-10 „Moderne“ Gesundheitspolitik heute: Versicherte verwirren und kassieren!
30-09 „Ärzte freuen sich über Wahlausgang“
12-08 Die Kassen der Ärzte und die Krankenkassen
35-07 Nicht alles, was Ärzte empfehlen, ist medizinisch notwendig
17-07 Arzt und Marktwirtschaft
20-06 Gesundheitsreform – zwischen  faulem „Kompromiss“ und Sündenfall  

Kommentare von 2009 bis 2011 hier: erreichbar

http://my.opera.com/kurtguenter/blog/



Der Patient, der entgegen ärztlicher Prognose noch lebt – wird der unsichere Diagnosen beklagen? Im Witz spricht so einer seinen Arzt darauf an. Der antwortet: „Da sind Sie falsch behandelt worden.“
Vorher oder nachher ließe sich fragen.

Es hängt eben alles vom Standpunkt ab, ganz im Ernst!

Wer macht keine Fehler? Kein Berufsstand ist davon freizusprechen. Ärztefehler, von denen man jetzt hörte und las, betreffen aber nicht das „Übliche“, nach der Operation im Gerätekasten vermisste Skalpelle, die Amputation des gesunden statt des kranken Gliedes oder sonstig fehlerhafte Behandlung. Da geht es einfach um Abrechnungsfehler der Medizinmänner zu Lasten der Krankenkassen.

Auch Ärztefehler dieser Art sind höchst ärgerlich, wohl auch kriminell, aber für niemand unmittelbar lebensbedrohlich.
Gewiss verschärfen sie noch die Finanzierungsprobleme der Kassen (s. Kassenpleiten – K 14-11), schlagen sich letztlich auch in unseren Beiträgen nieder (Zusatzbeiträge, allein von den Versicherten zu tragen).
Dass dagegen wirklich mit aller Macht eingeschritten wird, können wir von den derzeit Regierenden aber nun wirklich nicht ernsthaft erwarten.
Dass sich Kommerzialisierung gut mit dem ärztlichen Ethos verträgt, beschwören uns christliche Politiker. Auch daraus erwächst ein großes Stück Vertrauensverlust in diese, behaupte ich.

Den Umfang der aufgedeckten Delikte lässt der Polizeieinsatz dieser Tage erahnen.
„Neues Deutschland“ (23.6.) berichtete: „Rund 70 Beamte der Landeskriminalämter von Brandenburg und Berlin untersuchten zeitgleich 19 Objekte in beiden Bundesländern sowie eines in Mecklenburg-Vorpommern …“
Eine Schlüsselstellung hatte wohl ein Pharmavertreter. Der soll die Vermittlung von Rezepten zwischen Ärzten und Apothekern organisiert haben. Letztere hätten die Verordnungen dann einfach an die Abrechnungszentren geschickt und kassiert.
Die Ermittler gehen von einem Schaden im höheren sechsstelligen Bereich aus.

Gleichzeitig lese ich in Zeitungen:
„Kliniken wollen mehr Geld …“.
Die Rolle der Kliniken im Zusammenhang mit „Abrechnungsfehlern“ ist in Berlin seit dem vorigen Jahr ein großes Medienthema: Da waren es DRK-Kliniken. Dieser Tage las man: „Razzia in Berliner Helios-Kliniken“ und Ähnliches. Die Staatsanwaltschaft ermittele gegen 14 Verdächtige.

Natürlich stehen die Kassen (die besonders) für die Gesundheit. Andererseits sind unsere Krankheiten das „täglich Brot“ des Bereiches, den man heute Gesundheitswirtschaft nennt. Das den dort Beschäftigten – bei allen Diskussionen über Ärztehonorare – doch sicher niemand ernsthaft neidet.



Nachtrag

Die „Berliner Zeitung“ meldete eben (26.6.): „Zahl der ärztlichen Behandlungsfehler steigt.“ Tausende Patienten seien betroffen. Von insgesamt 7355 untersuchten Fällen – durch zuständige Gremien der Ärzteschaft! – wiesen fast 30 % Behandlungsfehler auf. Die meisten Beanstandungen kamen von Patienten im Krankenhaus.
Kritik richtet sich dagegen, dass die „Beweislast“ weiter in der Regel beim Patienten liegt. Er sei „schwer im Nachteil“, will er gegen einen Arzt gerichtlich vorgehen. Das Patientenrechtegesetz habe seine Position nicht verbessert. So würden viele aufstecken, darauf verzichten, sich zu beschweren.
Bei all dem sieht der Vorsitzende der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen Dr. Andreas Crupius eine positive Entwicklung. Er meint, „dass sich in der Medizin in den vergangenen Jahren eine neue Kultur im Umgang mit Fehlern etabliert hat“.
 

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