Pit über kranke Gesundheitspolitik

Sozial geht anders! - 4/2011


pits aktueller Kommentar (28-11)


Cyberchondrie – unser „Leiden“? Nicht unbedingt



Eine neue Alterskrankheit? Immer noch sind davon hauptsächlich Jüngere geplagt. Aber Betroffene müssen darunter ja nicht wirklich leiden.

Das Wort ist von Hypochondrie abgeleitet, was laut dtv-Lexikon „krankhafte Beschäftigung mit dem Wohlbefinden des eigenen Körpers“ bedeutet, auch von „Angst … gepeinigt“.
Die Fans der Cyberchondrie halten es mit der Selbstmedikation und wuseln dazu mit selbst- oder fremdgemachten Diagnosen durch das Internet.

Wer dabei allzusehr auf Heilung erpicht ist, erliegt vielfach unversehens einem anderen Übel: Wikipedia beschreibt eine „Internetabhängigkeit“, auch als „Online-Sucht“ bezeichnet, deren Opfer „das Internet übermäßig, d.h. gesundheits- und persönlichkeitsgefährdend“ nutzen.  

In den USA taten das vor fünf Jahren schon 80 % der dortigen User. Was bestimmt auch mit Eigenheiten des dortigen Gesundheitswesens zu erklären ist.
Aber das unsrige kommt dem ja von Reform zu Reform näher. Das bezeugt mir eindrucksvoll meine dicke Mappe mit ausgeschnittenen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln und der Aufschrift „Arzt und Marktwirtschaft“. Meine einschlägigen Kommentare (s.u.) sind damit „gefüttert“ worden, belegen zugleich eine gewisse Fachkompetenz, die ich damit erworben zu haben glaube. Aber Medizin war ja auch mal mein zweiter Studienwunsch.
 
Zu oft zum Arzt? Das gilt für von der Cyberchondrie Befallene bestimmt immer weniger. Und sie empfangen ja zunehmend Wegleitung dabei. Medizinische Ratgeberseiten haben im Internet zugenommen. Auch ver.di hat einen Einstieg dafür.  Link  Hilft also Cyberchondrie, Gesundheitskosten zu sparen? Entlasten wir damit die Ärzte wirklich? Teils. Aber internet-gebildete Patienten sind gewiss für ihre Ärzte keine „hörigen“, unterwürfigen Partner. Von Klagen über Patienten, die mit ihren Infos Ärzte nerven, ist zu hören.

Unnötige Arztbesuche zu ersparen, kann mir eigentlich nur recht sein. Ihnen wohl auch? Am besten werden man solche „unnötigen“ Konsultationen aber wohl mit diagnose- und therapiesicheren Ärzten vermieden, mit Arzneien, die nicht nur bei dem gut wirken, der ausreichend stark daran glaubt.

Auch bei der gesellschaftlich-kritischen Auseinandersetzung mit dem Gesundheitswesen, etwa in gewerkschaftlichen Arbeitskreisen „Gesundheit“ gibt das Internet Unterstützung. Der „Gesundheitsmonitor“ der BertelsmannStiftung „analysiert den Zustand der Gesundheitsversorgung in Deutschland, macht halbjährliche Umfragen zu Erfahrungen, beschreibt Einstellungen. Die Aussagen wären aus gewerkschaftlicher Sicht „abzuklopfen“.

Ich selber betreibe mit dieser Intention diese Internet-Plattform

Es ist kein Fehler, zu wissen, mit welchen Mitteln die Geschäftstüchtigkeit unserer Ärzte gefördert wird. Es gibt viele kritische Stimmen dazu  –  Link.

In Dr.geldgier’s Blog verteidigt sich ein praktisch tätiger Mediziner und betrachtet aber diese Erscheinung durchaus mit Selbstironie.

Siehe auch www.vorsicht-operation.de

Das Internet kennt keine Privilegierung bestimmter Patienten. Auch der bestausgerüstete Rechner unterscheidet die User nicht im Sinne einer Zweiklassenmedizin – wenn er nur funktioniert.

In Deutschland fehle laut einer soziologischen Studie jedem Vierten das Vertrauen, bei einer schweren Erkrankung ausreichend medizinisch behandelt zu werden, berichtete unlängst  „Neues Deutschland“, 20.4.2011. Da ist ein Mehr an Information oft Geld wert. Einkommensschwache verschieben wegen der Zusatzkosten zu oft den nötigen Arztbesuch.


 
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